Die Erweiterung von mybookworld.de.tl - Der Teufelskreis (Jackie 2)


Hallo Leute. Hier kommt nun der zweite Teil der "Jackie" Reihe. Aber das ist ja nur eine Leseprobe

Der Teufelskreis

 

 

 

„Hast du was gehört?“, fragte Jackie misstrauisch. „Nein, Jackie.“, sagte Großvater und lächelte geheimnisvoll. „Aber ich spüre, dass Darlean seinen Frieden gefunden hat.“ – „Das ist gut.“, Jackie lehnte sich im tiefen Sessel zurück und genoss es, von Michelle umsorgt zu werden. „Brauchst du noch was?“, fragte diese mit einem Engelslächeln. „Nein, danke.“, erwiderte Jackie. „Hans? Wir müssen los.“, Jackies Großmutter stand auf einmal in der Tür. „Ich komme!“, rief er ihr schnell zu. „Bis bald.“, sagte er zu Jackie, stand auf und ging mit seiner Frau hinaus. Nun war Jackie wieder alleine. Sie nahm sich eines ihrer Pferdezeitschriften und blätterte ein bisschen darin herum. Nach einer Weile wurde ihr langweilig, und legte sich ein bisschen schlafen. „Calendo“, murmelte sie vor sich hin, bis sie schließlich einschlief.

 

„Vater! Vater wo bist du? Hilf mir!“, in ihrem Traum sah Jackie ein Fohlen, das in eine Falle geraten war. Sie schritt auf es zu. „Wer bist du?“, fragte sie vorsichtig. Das Fohlen schaute sie nur an und verschwand auf einmal.

 

„Huch!“, unsanft schreckte Jackie aus dem Schlaf hoch. Sie nahm die Gehhilfen, die neben dem Sessel standen und zog sich mühsam daran hoch. Ein paar Schritte – um das Gleichgewicht zu finden, und schon humpelte sie sehr flott zu Michelle in die Küche. „Darf ich in den Stall?“, fragte sie. „Nein.“, sagte Michelle knapp. „Darf ich nach draußen?“, bohrte Jackie weiter. „Meinetwegen, aber pass auf! Es könnte nass sein!“ Jackie verzichtete auf diese Warnung und schritt eilig den Korridor zur Tür entlang. „Upps! Tut mir Leid.“, fast wäre sie mit Jack zusammengekracht. „Keine Ursache.“, murmelte sie achselzuckend. „Hmm“, er kratzte sich am Kopf. „Ist Michelle da?“ – „Ja, in der Küche.“ Mit diesen Worten ließ Jack Jackie stehen und machte eilig die Wohnungstür auf. Verwundert sah Jackie ihm nach. Dann schritt sie eilig weiter – noch eiliger, denn sie wollte in die Stallgasse, Calendo besuchen. „Alles klar?“, fragte sie, als sie die Stallgasse betrat. Calendo wieherte freudig, endlich kam mal jemand! „Ist alles gut?“, sie strich durch seine Mähne, um es glatt zu bürsten. „Seit meinem Unfall hat dich wohl keiner mehr so ausgiebig gebürstet, hm? Dann mach ich das.“ Mühselig humpelte sie zur Sattelkammer. „Du bleibst hier!“, hörte sie Sabine sagen. Es hatte keinen Sinn, weg zu humpeln, denn Sabine war schnell. „Was?“, genervt drehte sie sich um. „Michelle hat mir ausdrücklich verboten, dass du dich in deinem Zustand um Calendo kümmerst, ich sollte es beaufsichtigen, dass du es nicht tust!“ – „Och, bitte!“, bettelte Jackie, doch Sabine war hart. „Nein!“, das war das endgültig letzte Wort. „Kannst du ihn dann bitte ganz, ganz sauber putzen?“, bettelte sie weiter. Sabines Gesicht hellte sich wieder auf. „Na klar, aber geh jetzt lieber, bevor ich Michelle bescheid sage!“ – „Ist gut!“, so schnell wie möglich humpelte sie hinaus in den Hinterhof. „Hey, Jackie!“, Jessy und Maddie kamen sogleich auf sie zugerannt. „Alles okay? Krankenhaus überstanden?“ Jackie war fast überfordert mit den vielen Fragen, mit denen die beiden sie bombardierten, dass sie einfach nur ‚Ja‘ sagte. „Darfst du überhaupt raus?“, misstrauisch begutachtete Jessy den dicken Gips, der sich bis zu Jackies Knie hinzog. „Klar.“, sie zuckte mit den Schultern. „Also, meine Mutter würde mich ans Bett ketten!“, warf Maddie lachend ein, doch Jackie fand das nicht witzig. „Wollen wir spielen?“, fragte Jessy, die Jackies Verlegenheit bemerkt zu haben schien. „Klar, was denn?“, fragte Maddie und zeigte abstoßend auf den Gips, den Jackie zur Zierde mit Pferdeköpfen bemalt hatte. „Karten.“, sagte Jackie knapp. Was denn auch sonst? „Hast du Pferdekarten?“ – „Ja, so ein Spiel. Wollen wir es im Wohnzimmer ausprobieren?“ Jackie humpelte schon mal los, damit sie nicht von Maddie und Jessy abgehängt wurde und als Letzte eintraf. „Wer zuletzt da ist!“, schrie Maddie zu Jessy, doch sie ging neben Jackie her. „Danke“, lächelte Jackie. „Ich dachte, du würdest mitmachen.“ – „Keine Ursache.“, meinte Jessy. Sie schlenderten gemütlich zum Haus herüber und spielten eine Weile vergnügt Karten.

 

Doch der Zeitpunkt kam, an dem Maddie und Jessy nach Hause gehen mussten. Bedrückt winkte sie den beiden, die sich mit ihren Fahrrädern dem Darlean-Gestüt entfernten. Jackie seufzte. Sie humpelte herüber zur Trainingsbahn. Obwohl es schon Abend war, wurde immer noch trainiert. Sie stützte sich auf den Holzzaun und dachte nach. Sehr bald schon wurde sie unsanft aus ihren Tagträumen gerissen. „Du würdest auch gerne Reiten, nicht?“, Jackie fuhr herum und sah Jack hinter sich stehen. Sie nickte, und musste sich sehr zusammenreißen, nicht los zu weinen. Alles tat ihr so weh, aber am allermeisten ihr Herz und das Bedürfnis zu Reiten stieg immer mehr. Schließlich konnte sie es nicht mehr aushalten. Jack nahm sie in den Arm. „Es wird alles gut, Jackie.“ – „Nein! Weil ich nicht Reiten kann!“, schluchzte sie. „Habe ich dir schon von meiner Tochter erzählt?“, wandte Jack ein, um Jackie auf ein anderes Thema zu bringen. „Nein, was ist mit ihr?“, für einen kurzen Moment hörte sie auf zu weinen, und hörte gespannt zu, wie Jack erzählte.

 

„Das ist jetzt schon ziemlich lange her, vor ungefähr 13 Jahren habe ich meine Traumfrau kennengelernt. Aber nachdem das Baby auf der Welt war, hat sie sich von mir getrennt. Das hat mir damals das Herz gebrochen, ich wollte aber trotzdem Kontakt zu meiner Tochter. Ihre Mutter hat mir einmal einen Brief geschrieben, ich hätte fast geweint, denn unsere Tochter hatte einen schlimmen Unfall.

Sie liebte Pferde, genau wie du. Sie war eine sehr erfolgreiche Turnierreiterin, doch einmal ist es passiert…

Ihr Pferd scheute, so stand es da. Sie wusste nicht, was zu tun war und hat sich in der Mähne festgekrallt. Doch das machte das Pferd nur noch wütender und schoss im Galopp davon. Sie fiel runter… und wurde im Krankenhaus aufgenommen. Sie schwebte damals in Lebensgefahr.“

 

Für einen Augenblick schwieg Jackie, sie musste sich an ihren eigenen Unfall erinnern. Sie hatte damals das Bewusstsein verloren, und konnte sich kaum erinnern. „Hat sie dich jemals kennengelernt?“, fragte Jackie. „Heute kennt sie mich, aber vor ein paar Monaten hat sie mich noch nicht gekannt. Es wird langsam dunkel, wollt ihr nicht zu Abend essen?“, Jackie merkte, dass der Mann alleine sein wollte und entfernte sich. „Wie war’s?“, fragte Michelle, die seit der Ankunft von Jessy und Maddie kein Wort mit Jackie gewechselt hatte. „Ganz gut. Weißt du das Jack eine Tochter hat?“, fragte Jackie. „Ähh…“, Michelle wurde verlegen. Sollte sie es ihr sagen…? „Ich meine – wie kann eine Mutter so BLÖDE sein und den Vater des Kindes nicht in Ihre oder Seine Nähe zu lassen!“, sie tippte sich an die Stirn. Michelle nagte an der Unterlippe, doch Jackie erzählte weiter. „Er meinte, sie wäre seine Traumfrau gewesen – dass ich nicht lache! Super Traumfrau!“, Michelle wurde immer verlegener. „Gibt gleich Abendessen.“, sie stellte einen Topf Tortellini auf den Tisch. Dave kam auch gerade hinein. „Alles okay?“, fragte er Michelle. Von Jackie nahm er keine Notiz. „Ganz gut.“, sagte sie. „Und dir?“, Dave schaute immer noch zu Michelle. „Mir?“, fragte Jackie. „Nein, deiner Katze!“, widersprach Dave. „Das ist ein Kater! Und ja, mir geht es gut.“

 

Beim gemeinsamen Abendessen wurde nicht viel geredet, und gleich danach ging Jackie hinauf in ihr Zimmer. Sie hatte eine ganze Woche die Schule nicht besucht – Maddie und Jessy hatten ihr die Hausaufgaben gebracht – und nun musste sie viel nachholen. „Super! Ein neues Thema in Biologie!“, aber auch, dass das Thema Pferd konnte Jackie nicht wirklich aufheitern. Denn mit ihrem gebrochenen Bein. Die Aufgaben in Deutsch wusste sie im Schlaf und auch Bio ging einfach. Aber schon bei Mathe kam sie ins Grübeln. Sie dachte an Daves alte Zeugnisse, die Michelle ihr einmal gezeigt hatte. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte Dave immer eine 1 in Mathe gehabt. „Daveee?“, es rührte sich nichts. „DAVE!“, rief sie nun lauter. „Was denn?“, mit gequältem Ausdruck kam er in Jackies Zimmer. „Für das Bedienen ist deine Mutter zuständig!“ – „Danke – ich kann mir selber was holen, nur Mathe kann ich nicht. Kannst du mir helfen?“ Dave grübelte einen Moment. „Nein.“, sagte er dann mit einer Miene, wie Jackie sie von ihm gar nicht kannte. „Schade.“, murmelte Jackie verlegen, da sie ja nun die Aufgaben ohne Hilfe nicht machen konnte. „Frag doch deine Ach-So-Tolle-Mutter!“, mit diesen Worten ging er eiligen Schrittes hinaus. Jackie glaubte, ihren Ohren nicht getraut zu haben. Sie schüttelte ihren Kopf ein paar Mal kräftig, doch die Wörter von Dave verschwanden nicht. Nutzte Dave Michelle etwa nur aus…? „Nein!“, sagte Jackie. „Dave mag sie, und Mama mag ihn! Meine Ohren spinnen nur wieder mal.“ Nachdem sie dies los war, ging es ihr besser. Trotzdem war da noch die Mathe aufgäbe…

 

Nach einiger Zeit ließ sie das Heft sinken und humpelte im Zimmer herum. Sie musste erst lernen, mit diesen Gehhilfen zu laufen, aber ein wenig ging es schon. Sie überlegte, ob sie vielleicht eine weglegen könnte. Schließlich probierte sie es aus. Erst ganz vorsichtig. Als ihr nichts wehtat nahm sie die andere weg. „AU!“, ein stechender Schmerz fuhr durch Jackies Bein und sie ließ es lieber Bleiben und nahm wieder beide Gehhilfen zur Hand. So ging sie nach unten. Sie sah Jack in der Küche bei Michelle sitzen. „Hast du ihr von deiner Tochter erzählt?“, fragte Michelle sauer. „Ja, wieso denn auch nicht?“, er zuckte mit den Achseln. Michelle tat etwas, das Jackie nicht sehen konnte und setzte sich wieder an den Tisch. Sie redeten wirres Zeug, von dem Jackie nicht ein Wort aufschnappen konnte, obwohl sie auf allen vieren voran kroch. „Ich gehe.“, sagte Jack und stand auf. Jackie bekam Panik, die Gehhilfen! Sie musste im Wandschrank unterkommen. „Tschüss, J A C K!“, diesen Namen sprach Michelle so gehässig aus, dass es Jackie schien, als hätte jeder hier ein düsteres Geheimnis.

 

„Alles okay mit dir?“, fragten Maddie und Jessy, als Jackie am nächsten Morgen in die Schule gelaufen kam. „Danke – gut.“, sagte sie genervt. „Wir sehen uns in der Pause!“, Maddie und Jessy mussten in einen anderen Gang und Jackie humpelte hilflos den endlos langen Korridor zu ihrem Klassenzimmer entlang. Ohne nur ein Wort zu sagen humpelte sie an Brooke und den übrigen Schülern vorbei in ihre Klasse. Wie schon so oft nahm sowieso niemand Notiz von ihr. Jackie war es inzwischen ziemlich egal, was andere von ihr dachten. Als dann Mrs. Rooney die Klasse betrat, wurde es wieder still.

 

Mühsam schleppte sich Jackie zur Mensa um sich ein Toastbrot zu kaufen. Dave hatte ja mal wieder die Brötchen vergessen – und Michelle war Langschläferin. Zum Glück hatte Dave an das Geld gedacht… „Hier bitte!“, die Kassiererin weckte Jackie aus ihren Tagträumen. „Oh, danke.“, Jackie übergab ihr das Geld und setzte sich an einen Tisch. Von Jessy und Maddie war noch nichts zu sehen. „Vielleicht sind sie lieber da, wo behinderte nicht hinkönnen!“, dachte sie, doch diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder. Die beiden konnten ja auch nichts dafür, dass sie 2 gesunde Beine hatten.

 

Die 6 Wochen vergingen wie im Flug. Den Abend vor dem großen Tag, an dem sie wieder reiten konnte war sie so aufgeregt wie nie in ihrem Leben. Als er dann schließlich kam – Ihr Tag, konnte sie kaum die Gabel beim Mittagessen ruhig halten. „Beruhig dich!“, sagte Dave. „Ist doch nur ein Pferd.“  Hast du ne Ahnung? ‘ dachte Jackie gehässig. „Ja, ich wäre dann so weit.“, sagte Michelle und legte ihre Gabel auf den leeren Teller. „Ich auch!“, rief Jackie aus und ließ ihre Gabel auf den Halbvollen Teller knallen. „Bis später, Dave.“, sagte Michelle und folgte ihrer Tochter zur Reithalle. „Übertreib es nicht!“, mahnte sie sie, während Jackie den Sattelgurt von Tornado noch fester zurrte. „Ja, ja.“, murmelte Jackie gelangweilt und ließ den kleinen Braunen erstmal im Schritt durch die Bahn reiten, um ihn aufzuwärmen. „Darf ich schon Trab?“, fragte Jackie nach 2 Minuten und Michelle nickte. „Aussitzen.“, befahl sie. Jackie hätte zwar lieber leicht getrabt, aber Michelle war der Boss. „Ohne Leicht Trab kannst du wohl nicht, was?“, Michelle grinste zu ihrer Tochter hinauf. Jackie grinste zurück. „Du kennst mich doch. Darf ich Galopp?“, auf diese Frage hatte Michelle am meisten Angst gehabt. „Nun gut, aber nur eine lange Seite der Bahn! Dann wieder im Trab und dann im Schritt.“ Jackie ritt noch ein paar Bahnfiguren, dann versorgte sie Tornado und brachte ihn wieder in seinen Stall. „Alles okay? Tut dir was weh?“, fragte Michelle als sie sich in der Sattelkammer trafen. „Nein, alles okay.“, sagte Jackie und diesmal hatte sie wirklich nicht gelogen. „Super. Hast du Lust, mir und Calendo noch beim Abendtraining zuzusehen?“, diese Frage ließ sich Jackie nicht zweimal stellen und lief – langsam – zum Trainingsplatz. Jack wartete schon und ließ die Stoppuhr am langen Band hin- und her schwingen. „Alles okay?“, fragte er. „Ja, bestens.“, antwortete sie glücklich. „Dann ist ja gut.“, in dem Moment kam Michelle her angeritten.

Seit dem Gespräch vor einigen Wochen hatte sich zwischen den beiden nicht viel verändert, und sie sprachen sich gegenseitig auch immer wieder gehässig an. Jackie versuchte, einen Sinn zu finden. „Mach dich doch locker! SCHNELLER!“, Jacks Rufe waren nicht zu überhören. „Das ist ja nicht zum Aushalten!“, schrie Jackie ihn schließlich an, als ihr alles zu viel wurde. „Hört jetzt endlich auf euch gegenseitig zu beleidigen! Ich glaube, alle hier spinnen total!“, rief sie. „Außer die Pferde!“, schrie sie, als sie fast beim Haus angekommen war. „Ich muss was rausfinden.“, sagte sie sich. „Dave? Weißt du, was hier los ist?“, sie hatte keine Ahnung, wen sie sonst fragen sollte. Aber dann fiel ihr doch wieder ein, dass er dasselbe Spiel, was Michelle und Jack spielten, mit ihr spielte. „Nein.“, sagte er. „Lass mich in Ruhe.“

„Super.“, dachte Jackie. „Wenn ich doch bloß von hier weg könnte! Ohne diese Zankerei hier!“ – „Kannst du aber nicht.“, hörte sie eine Stimme. „Großvater?“, sie sah ihn auf ihrem Bett sitzen. „Ich habe mitbekommen, was hier los war.“, sagte er ernst. „Was denn?“, fragte sie. Großvater begann zu erzählen.

„Die Geschichte von Darlean habe ich dir ja erzählt. Aber nach dem Tod meines Vaters sind merkwürdige Dinge passiert. Erst stritten sich der Pferdetrainer und die Magd, dann meine Mutter und ich. Es war schrecklich. Ich hatte damals ein Pferd, eine Palomino-Stute. Sie hieß Sunshine und mit ihr bin ich dann schließlich abgehauen. Ich hoffte, dass dadurch wieder Frieden in die Familie kehren würde. Aber ich habe alles nur noch schlimmer gemacht. Du weißt doch – ich bin nicht abergläubisch. Deswegen bin ich ohne Furcht an einer schwarzen Katze vorbeigeritten, habe vor einen zerbrochenen Spiegel nicht halt gemacht und hatte keinen Talisman dabei. Es war gruselig. Ich bin zu einem mehrtägigem Ritt aufgebrochen und als ich wieder nach Hause kam, waren sie alle tot.“

Jackie schauderte einmal wieder. „Aber… wieso? Du bist doch abergläubisch!“ – „Seit dem Tag schon.“, meinte er ohne mit der Wimper zu zucken. „Aber Ich wusste einfach nicht, was ich sonst hätte tun sollen.“ – „Du meinst, ich sollte auch aufbrechen…?“, fragte Jackie an ihrer Unterlippe nagend. „Nein! Um Himmels Willen! Das Spiel wiederholt sich alle 50 Jahre, immer mit demselben Ende.“ – „Und warum hast du mir das dann erzählt?“ – „Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst.“ So langsam begriff Jackie gar nichts mehr. Schien es vor ein paar Minuten nicht so, als würde Großvater das Gegenteil meinen? „Ich muss jetzt los, bis bald.“, sagte er und verließ den Raum. „Tschüss!“, rief sie ihm nach.

Jackie brauchte eine lange Denkpause, um herauszufinden, was sie tun sollte. Dann kam sie zu folgenschwerem Entschluss: sie würde das tun, was Großvater damals getan hatte. Dennoch hatte sie Angst um ihre Leute, was wenn sich die Geschichte wiederholte? Aber sie sah keinen anderen Ausweg und so schlich sie sich aus dem Haus, packte ein paar Brote und Wasser ein und schlenderte hinüber zur Stallgasse. „Wenn ich Calendo nehme, fällt das sofort auf.“, sagte sie sich und sattelte anstelle von ihm den freundlichen Wallach Zasta. „Auf geht’s!“, flüsterte sie ihm zu und sie ritten vom Hof weg. „Alles okay, mein hübscher?“, fragte Jackie, als sie bemerkte, dass der Wallach röhrte. Er schien Wasser zu wollen. Jackie sah sich um. Die Gegend sah fruchtbar aus, hier würden sie eine kleine Pause einlegen können. Sie stieg ab und führte Zasta zu einem kleinen Bach, nicht weit von einem großen Baum. „Ruh dich erstmal aus.“, sagte sie und band Zasta an einem herabhängenden Ast fest. Sie selber legte sich unter den Baum in den Schatten und schlief ein.

„Jackie! Jackie!“, in ihrem Traum sah sie den Großvater vor sich stehen. „Ja.“, antwortete sie in ihrem Traum. „Du musst weiterreiten, hörst du? Weiter. Immer weiter!“     . . .

Müde und erschöpft lag Jackie wieder unter dem Baum und stand langsam auf. Zasta sah sie merkwürdig an. Jackie lachte und ließ Zasta trinken. Danach stieg sie wieder auf und ritt weiter der Sonne entgegen.

 

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